Montag, 26. Februar 2007

Von der Leyen redet Krippen schön

Die Pläne von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU), die Zahl der Betreuungsplätze für Kleinkinder zu verdreifachen, beruhen auf einer einseitigen Auswahl von Forschungsberichten. Dieser Ansicht ist das „Familiennetzwerk Deutschland“ bei Hamburg. Es widerspricht einem „Kita-Berater“ des Familienministeriums, Professor Wassilios Fthenakis (Bozen).

Fthenakis zufolge bestehe angeblich ein wissenschaftlicher Konsens darüber, dass Kleinkinder ab dem sechsten Monat bis zu 20 Stunden in der Woche ohne Probleme auch außerhalb der Familie betreut werden können. Es müsse nur die Qualität des Angebotes stimmen. Nach Angaben der Koordinatorin des Familiennetzwerks, der Kinderärztin und Familientherapeutin Maria Steuer, kann von dem behaupteten Konsens keine Rede sein.

Zahlreiche Untersuchungen von „Krippenforschern“ zeigten, dass eine außerhäusliche Unterbringung von Kleinkindern schädliche Folgen habe. So hätten Experten nachgewiesen, dass Kleinkinder mit erhöhter Herzfrequenz oder starken Stresssymptomen auf die Trennung von der Mutter reagierten. Kinder, welche bei Beginn des Krippenaufenthaltes als kontaktschwach und schwierig galten, hätten sich zunehmend zurückgezogen und sich nur auf ihr Spielzeug konzentriert. Weitere Studien bestätigten, dass sich die psychische Situation von Kindern aus Elternhäusern mit instabilen Beziehungen eher verschlechtere.

Schweden: Künftig drei Jahre lang Geld für elterliche Erziehung

Auch die in der Öffentlichkeit kursierenden Hinweise auf angeblich positive Erfahrungen in anderen Ländern stimmten nicht, so Frau Steuer. In Schweden, wo man vor 25 Jahren Krippen für „Kinder unter 3“ eingeführt habe, bevorzugten 79 Prozent der Bevölkerung die häusliche Erziehung.

Die schwedische Regierung hat reagiert, berichtet die ARD. Ab 2008 bezahlt sie drei Jahre lang auch die elterliche Erziehungsarbeit. Ähnlich praktizierten es die Tschechische Republik und Russland. Finnland und Norwegen gäben Müttern bis zum dritten Geburtstag ihres Kindes den gleichen Betrag, den ein Krippenplatz den Staat koste.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"In Schweden […] bevorzugten 79 Prozent der Bevölkerung die häusliche Erziehung."

- wohl wissentlich falsch zitiert aus dem Tagesschau"-Beitrag.

Der lautet:
"[…] 79 Prozent der Schweden [sind] dafür, dass der Staat auch die häusliche Erziehung unterstützen solle".

Das bedeutet, dass - obgleich Idie Betreuung durch die Mutter in Schweden ein absoluter Ausnahmefall ist - 79% für eine Wahlfreiheit sind.

Von einem von 79% "bevorzugen" Modell der häuslichen Betreuung in Schweden kann also definitiv keine Rede sein.

Ich werde den Eindruck nicht los. dass jemand in Euren Texten versucht, sich für eine Karriere als "Spin Doctor" bei einer der "C"-Parteien vorzubereiten …