Dienstag, 29. Mai 2007

VW-Skandal revisited

Anfang Januar 2006 schien ja alles so klar: Er habe keinen Zweifel daran, dass sich Hans-Jürgen Uhls Unschuld vor Gericht erweisen werde, sagte SPD-Fraktionschef Peter Struck noch am 6. Januar 2007. Uhl könne seine Arbeit in Berlin problemlos fortsetzen. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, der auch Vorsitzender des SPD-Bezirks Braunschweig ist und als ehemaliger Ministerpräsident von Niedersachsen im Aufsichtsrat von VW eine führende Rolle einnahm, wies Forderungen zurück, Uhl solle sein Bundestagsmandat ruhen lassen. Für ihn habe Uhl in Berlin eine "exzellente Arbeit" geleistet, sagte Gabriel. Zwar war längst die Immunität des MdB aufgehoben und Anklage worden, aber die Sozis lassen keinen der ihren, der aus dem innersten Zirkel stammt, frühzeitig fallen. Dabei ist Uhl - neben Klaus Volkert - eine der Schlüsselfiguren in den dunklen Machenschaften und mafiösen Strukturen des VW-Betriebsrats, jener kongenialen Vermischung von SPD-Vetternwirtschaft, Gerwerkschaftssumpf und Schröder-Industrie. Die Staatsanwaltschaft legt ihm immerhinsieben Straftaten zur Last, darunter Untreue und falsche eidesstattliche Versicherung.

Ihm wird vorgeworfen, sich als ehemaliger VW-Betriebsrat auf Firmenkosten mit Prostituierten im spanischen Barcelona und koreanischen Seoul vergnügt zu haben. Den Ermittlungen zufolge soll Uhl an mindestens zehn Sexpartys beteiligt gewesen sein, darunter auf Reisen nach Mexiko, Shanghai, Pamplona und immer wieder in Hannover. Acht Fälle gelten mittlerweile als verjährt.
Nach Aussagen des früheren VW-Managers Klaus-Joachim Gebauer, der für die Bezahlung der Lustreisen für die gekauften Betriebsräte zuständig war, habe Uhl nicht nur regelmäßig Geld von ihm bekommen um seine persönlichen Prostituierten zu bezahlen. Uhl und er selbst hätten auch als "Vorausteam" in Barcelona oder Budapest die Örtlichkeiten und die Prostituierten ausgesucht. Für die VW-Betriebsräte " musste alles stimmen, und es musste alles top sein", gab Gebauer zu Protokoll.
Besonders stark: Uhl ist mit falschen eidesstattlichen Versicherungen gegen Medien vorgegangen, die kritisch über ihn und den VW-Komplex berichteten. Sein letzter Liebesdienst für die VW-SPD-Mafia: die Spitze der Skandalberichterstattung brechen. Er erklärte - wie er gestern einräumte: wahrheitswidrig - niemals auf Firmenkosten Dienste von Prostituierten in Anspruch genommen zu haben. Die Staatsanwaltschaft wartet inzwischen mit 21 Zeugen auf, darunter sollen sich neben Gebauer und anderen VW-Mitarbeitern auch einige Prostituierte befinden. Mehrere Akten-, beziehungsweise Beweismittelordner mit umfangreichen Aussagen und Berichten aus dem Rotlichtmilieu liegen dem Gericht vor.

Heute sah Uhl ein, daß er mit seinen Lügen nicht durchkommen wird und reagierte in alter Ganoven-Manier: was nicht mehr zu bestreiten ist, wird eingeräumt. Der 55-jährige Hans-Jürgen Uhl ist ein Musterexemplar jener sozialdemokratischen Karrieristen, denen es in den 80er und 90er Jahren mühelos gelang, eine steile Gewerkschafts- oder Betriebsratskarriere hinzulegen. Einstmals Lehrer, häufte er emsig Pöstchen in der SPD an. 1990 wechselte Uhl dann zur Volkswagen AG, um dort auf Anhieb Geschäftsführer des Gesamt- und Konzernbetriebsrats zu werden. Schon bald sollte er auch das Amt des Generalsekretärs des Europäischen Konzernbetriebsrats bekleiden. (Wie dieser Korrupti zu Lasten der Arbeitnehmer funktionierte, kann man an einem konkreten Beispiel etwa hier nachlesen).

Uhl war das perfekte Scharnier zwischen Volks(wagen)eigenem Betrieb, IG Metall und SPD.

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