Freitag, 21. Dezember 2007

"Unsere" Kinder?

"Nun haben, reichlich spät, die Politiker das Thema Kind und Fürsorge entdeckt. Bisher ging es ja nur um das „Parken“ von Kindern in Krippen oder Ganztagsanstalten. Heute werden Daten über Geburten und Kinderlosigkeit vorgestellt, morgen geht es beim Gespräch der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten um den Kinderschutz. Man wird das Gefühl nicht los, dass hier die Böcke als Gärtner im Gehege der Kinder an einem Tisch sitzen und beraten, wie man den Eltern das Leben noch schwerer machen kann.

Denn die Politik war es, insbesondere die der Großen Koalition, die mit zahlreichen Kürzungen und Streichungen die Familienarmut so weit vorangetrieben hat, dass immer mehr Eltern außer Haus arbeiten mussten, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Das kostet Zeit. Die fehlt der Erziehung, mithin den Kindern. Das verursacht Stress und Erschöpfung und verhindert Zuwendung. Und diese Leute wollen nun beraten, wie man den in die Armut getriebenen Kindern helfen kann. Da spüren manche Eltern so etwas wie eine Bedrohung von Moloch Staat.

Das Gefühl ist berechtigt. Die Bundeskanzlerin spricht in ihrer Videobotschaft vom vergangenen Wochenende von „unseren“ Kindern. Wessen Kinder? Da sie selbst keine hat, kann sie mit dem „uns“ nur den Staat meinen. Sie spricht von einem Netzwerk aus „Hebammen, Lehrern, Jugendamtsmitarbeitern, Kindergärtnern und anderen, die immer wieder versuchen herauszufinden, wann unsere Kinder in Not geraten“.

Das ist auch die Terminologie der Frauenministerin von der Leyen. Der Gegner dieses Netzwerks ist offenbar die Elternschaft. Die Eltern als Feind der Kinder, die Eltern als Verursacher der Not – entsteht hier ein neues Feindbild? Es wäre das alte Feindbild der 68-er. Oder ist es schlicht die frühere Sozialisierung der Kanzlerin in einem familienfeindlichen Umfeld?"
Jürgen Liminski, Die Tagespost

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