Dienstag, 11. November 2008

Misslungene Empathie

Nachdem Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff in einer Fernsehdebatte vor einer "Poggromstimmung gegen Manager" gewarnt, dafür umgehend von der deutschen Wortpolizei ein dickes Knöllchen erhalten und sich pflichtschuldigst entschuldigt hat, geht's nun in die zweite Runde: Der Zentralrat der Juden in Deutschland ist empört über die Wortwahl der "FAZ" in einem Artikel über einen Pogrom-Vergleich des niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) und ruft deswegen den Presserat an - die "FAZ" bedauerte den Fehler propmpt. Am Samstag hatte Norddeutschland-Korrespondent Johannes Ritter über Wulffs unglückliche Äußerungen in der N24-Sendung "Friedman" berichtet:

"In der von Michel Friedman, einem Juden, moderierten Talkshow auf N24 hatte sich Wulff trotz entsprechender Nachfragen nicht von seiner Wortwahl distanziert."

Zentralrats-Generalsekretär Stephan J. Kramer empfindet diesen Satz mit dem Einschub "einem Juden" als völlig untragbar.

Nur mal ein Gedanke dazu:

Wenn ein Politiker in einer Talkshow etwa die Katholiken beleidigte und eine Zeitung dies - anklagend - aufgriffe und schriebe:

"In der von XX, einem Katholiken, moderierten Talkshow auf N24 hatte sich YY trotz entsprechender Nachfrage nicht von seiner Wortwahl distanziert"

- wer krähte danach?
Der Einschub in der FAZ signalisiert nichts weniger als den - freilich ein wenig missratenden - Versuch besonderer Empathie. Eigentlich doch nicht schlimm, oder? Zu welcher Unterstellung muss diese Formulierung dann herhalten?

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